Zu seinem Geburtstag hatte einer meiner Freunde die Idee sich abends zu treffen, um die Nacht unter dem (leider nicht klaren) Sternenhimmel zu verbringen und in der Bibel zu lesen. Es fand sich auch der perfekte Platz dafür, direkt vor der Landebahn des Flughafens. So konnten wir alle halbe Stunde ein Flugzeug landen und starten sehen, direkt über unsere Köpfe hinweg – es war großartig. Nur der Weg dahin führte zwischen Reisfeldern hindurch, was in der Dunkelheit mit dem Motorrad zu bewältigen eine kleine (aber keine große) Herausforderung darstellte. Nach dem Abendessen fuhren einige unserer Freunde wieder nach Hause, aber 7 von uns blieben über Nacht und lasen so lange unsere Köpfe noch wach genug dazu waren. Schließlich verabschiedete sich einer nach dem anderen von uns aus der Runde und ging ins Zelt. Einige Stunden später weckte uns die Sonne, und wir packten unsere Sachen ein und fuhren über den Feldweg zurück zur großen Straße, von welcher einer nach dem anderen abbog und nach Hause fuhr, um noch ein paar Stunden zu schlafen. Ich war eine der letzten, da ich mit den weitesten Weg hatte.
Als ich zuhause ankam, packte ich einige Sachen aus, duschte mich, und war bereit mich noch einmal für ein paar Stunden aufs Ohr zu hauen. Ich wollte nur noch schnell aufs Handy schauen, um zu sehen ob ich irgendeine dringende Nachricht bekommen hatte. Aber wo war es nur? Ich erinnerte mich, es in die Hosentasche gesteckt zu haben, bevor wir abgefahren waren. Bestimmt hatte ich es in meiner Müdigkeit irgendwo abgelegt, als ich meine anderen Sachen abgestellt hatte. Ich ging in Gedanken, und als das ergebnislos blieb, auch mit den Händen und Augen noch einmal alles durch, aber das Handy blieb verschwunden. Da wurde es mir doch ein bisschen unheimlich. Da ich WhatsApp auch auf dem Computer habe, konnte ich meiner Freundin Willy schreiben, in der Hoffnung, dass sie bereits wach war, um sie zu bitten, mich anzurufen. Zum Glück war mein Handy entgegen meiner Gewohnheit gerade nicht auf lautlos eingestellt, ich sollte es also recht schnell finden können. Als ich ihren Anruf auf meinem Bildschirm sah, das Handy aber nirgends hören konnte, stürzten alle meine Hoffnungen und Illusionen in sich zusammen. Ich musste der Realität ins Gesicht sehen: ich hatte mein Handy auf dem Weg verloren. Sch… öne Bescherung.
Willy versuchte noch einmal, mich anzurufen. Und auf einmal sah ich auf meinem Bildschirm den Hinweis „Anruf wurde auf einem anderen Gerät entgegengenommen“. Auf einmal war meine Hoffnung neu erwacht! Wow! Jemand hatte tatsächlich mein Handy gefunden?? Und dieser Jemand war ehrlich genug, zumindest den Anruf entgegenzunehmen, das waren schon mal gute Anzeichen. Nun musste ich geduldig sein. Willy war ja bei sich zu Hause, und so konnte ich schlecht mithören was gesprochen wurde. Versuchten die Finder einen „Finderlohn“ auszuhandeln? Konnten sie sich überhaupt verständigen? Manche Leute haben einen sehr starken Dialekt. Würde ich mein Handy wieder bekommen? Und wenn ja, wann, und zu welchem Preis? Ich konnte nichts tun, und so saß ich vor meinem Laptop und betete. Für gute Kommunikation und einen guten Ausgang dieser Situation.
Währenddessen hatte Willy ein lustiges Gespräch mit einer Laotin, die ihr erzählte, ihr Freund hätte das Handy heute Morgen gefunden. Sie schien jedoch erpicht darauf zu sein, das Handy, das ja offensichtlich einer Ausländerin gehörte (wie sie bereits an meinem Hintergrundbild erkannt hatte), so bald wie möglich wieder los zu werden. Jedoch war die Verständigung wohl ein wenig schwierig, weil sie sehr schnell sprach, und so drückte sie das Handy kurzerhand einem Deutschen in die Hand, der auch zugegen war, und offensichtlich sehr gut laotisch sprach. Jedoch kein Englisch. Also kramte Willy ihre Deutschkenntnisse wieder heraus, und irgendwie schafften sie es, Zeit und Ort für eine Abholung zu vereinbaren. Willy schrieb mir das Ergebnis des Telefonats, und ich dankte Gott, dass alles so glatt lief. Hoffentlich blieb es dabei. Hoffentlich würden die Leute auch wirklich am vereinbarten Ort auftauchen.
Zwei Stunden später standen Willy und ich am Eingang der Parkson-Mall und warteten auf einen Deutsch-aussehenden Mann. Nach 10 Minuten beschlossen wir, nochmal mein Handy anzurufen. Es tutete ein paar Mal, dann nahm jemand ab. Ich sagte „Hallo?“ – und hörte meine Stimme zwei Meter neben mir, wo zwei laotische Damen standen. Wir schauten uns an, und sie fragten: „Is this your phone?“ Hallelujah, sie sprachen auch noch Englisch! Da war der Rest ja ein Kinderspiel. Die eine Frau erzählte, dass ihr Mann der Deutsche war, mit dem Willy geredet hatte. Viel Bargeld hatte ich nicht, aber was ich hatte, gab ich ihnen als Dank und für den Aufwand, und ich gab es gerne. Ich war so dankbar, dass es am Ende so einfach gelöst war! Ich bedankte mich abwechselnd auf englisch und laotisch, und die beiden Frauen lächelten und machten sich dann auf den Rückweg.
Mein Handy war in keinen der zahlreichen Wassertümpel und Pfützen gefallen, die den Weg zu unserem Lagerplatz gesäumt hatten, und es war auch kein Auto darüber gefallen, als es unbeachtet am Straßenrand lag. Stattdessen hatte jemand es gefunden und beschlossen, es nicht für 100$ zu verkaufen (was immerhin das Monatsgehalt mancher Lehrer ist), sondern dem Besitzer zurück zu geben. Die Leute, die es gefunden hatten, waren noch nicht einmal auf einen großen Finderlohn aus (naja, irgendwer von den Leuten, durch deren Hände das Handy gegangen war, hatte sich an meiner Notreserve, die sich in der Handyhülle befand, bedient, aber das gönne ich ihnen). Das Handy hatte die ganze Zeit sowohl Empfang, als auch genug Akkulaufzeit, sodass die Finder den Anruf überhaupt sehen und entgegennehmen konnten. Ich selbst hatte den Verlust relativ frühzeitig bemerkt, und Willy hatte meine Nachricht gesehen, auch wenn es Sonntag morgen war. Und sie war in der Lage gewesen, mit der Frau, und auch später mit dem Mann, zu kommunizieren. Das ganze hätte ziemlich übel ausgehen können, aber es hatte tatsächlich den bestmöglichen Ausgang genommen, und ich hatte mein Handy innerhalb weniger Stunden wieder zurück in eigenen Händen. Es hatte noch nicht einmal durch den Sturz Schaden genommen.
Wie gut ist Gott! Er hat alles zum Guten gelenkt. Als ich mit Willy hinterher alles noch einmal Revue passieren ließ, überlegten wir beide, wie nervig es gewesen wäre, wenn das Handy verloren gewesen wäre. Aber auch, dass Gott selbst im schlimmsten Fall mir geholfen hätte, alle notwendigen Schritte zu unternehmen um den Schaden zu begrenzen. Manche Leute würden das Glück nennen. Ich nenne es Bewahrung. Bewahrung von einem souveränen, guten und liebenden Gott. Manchmal frage ich mich, warum Gott sich eigentlich um solche Kleinigkeiten kümmert, wenn es doch wahrlich größere Probleme in dieser Welt gibt. Aber ich denke, er tut das, weil er keine Prioritäten setzen muss, denn er hat (anders als wir Menschen) keine Grenzen. Er hat, auch wenn wir es nicht sehen können, in all den Kriegen und Katastrophen die Kontrolle. Auch wenn ich mein Handy nicht sah und mir für einige Zeit ziemliche Sorgen machte, war Gott bereits am Werk, damit ich es zurück erhalten konnte. Und ebenso ist er am Werk in all den anderen Problemen unserer Zeit.
*englisch; „Verloren und Gefunden“
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